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Was kostet eigentlich Respekt heutzutage?

David A. Pieper

Ich kann kaum an ein Wort denken, das in der amerikanischen Rap- und Hip-Hop-Kultur öfter fällt als "Respekt". Es ist sogar in unseren deutschen Alltagswortschatz übergegangen, fast wie eine beiläufige Phrase. Aber was bedeutet es wirklich?

Nehmen wir zum Beispiel das Schloss, das wir gerade verkaufen. Einer der Stammgäste dort war Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge, der Mann, der buchstäblich das Buch Über den Umgang mit Menschen geschrieben hat. Er gilt als Vater der modernen Etikette. Aber ich frage mich: Was ist seit 1788 aus diesen Regeln geworden?

In der Geschäftswelt, besonders in der Family Office Szene, habe ich einige Dinge bemerkt, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Gehört es heute noch zum guten Ton, bei Meetings immer im Anzug mit Krawatte zu erscheinen, wie es der ehrenwerte Reinhold Würth erwartet? Für manche mag das vielleicht etwas altmodisch wirken. Aber wie sieht es mit Dingen aus, die es vor ein paar Jahren noch gar nicht gab, wie dem „Ghosten“? Oder E-Mails ohne Anrede, ohne Verabschiedung, ohne Punkt und Komma? Oder, noch schlimmer, gar nicht erst zu antworten oder abzusagen, als wäre das eine Art Machtspiel?

Das „Principal-Agent-Problem“ ist im Family-Office Alltag allgegenwärtig. Oft fragt man sich, wem das Vermögen eigentlich gehört und in welchem Interesse es verwaltet wird. Aber auch wenn ein Family-Officer nicht mehr für die (oft berühmte) Familie arbeitet, sollte man sie nicht trotzdem mit dem gleichen Respekt behandeln wie zuvor? Oder hat uns die digitale, schnelllebige Welt alle zu Heuchlern gemacht?

Da kommt mir sofort das alte Sprichwort in den Kopf, das es so ähnlich auch in der Bibel geben soll: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ Ich gestehe, auch ich habe schon E-Mails ignoriert. Aber kürzlich habe ich etwas Interessantes im Podcast #MachtundMillionen gelernt: Roman Abramowitsch, der berühmt-berüchtigte Oligarch, persona non grata und wirklich keine klassische Vorbildfigur, verdankt einen Großteil seines Erfolges angeblich seiner Freundlichkeit und seinem Gespür im Umgang mit Menschen.

In diesen verrückten Zeiten könnte es vielleicht gar nicht so schlecht sein, sich sogar im Einzelnen ein Beispiel an einem Oligarchen zu nehmen.

Oder wie es #arethafranklin sagte: All I'm askin' Is for a little respect

10 Wichtigste Take-aways aus Knigges Buch "Über den Umgang mit Menschen"

1. Respekt und Höflichkeit: Knigge betonte, dass gegenseitiger Respekt und Höflichkeit das Fundament menschlicher Beziehungen bilden, egal welchen sozialen Status die Beteiligten haben.

2. Empathie und Verständnis: Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, war für Knigge von zentraler Bedeutung, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.

3. Die Kunst des Zuhörens: Aktiv zuzuhören und dem Gesprächspartner Raum zu geben, sich auszudrücken, gilt als ein Zeichen von Respekt und Interesse.

4. Mäßigung in der Selbstdarstellung: Übermäßiges Prahlen und das ständige Herausstellen der eigenen Errungenschaften wurden von Knigge als unsympathisch und unhöflich angesehen.

5. Bescheidenheit: Erfolg sollte mit Bescheidenheit und Demut einhergehen. Menschen, die ihre Erfolge zu stark betonen, könnten schnell als arrogant wirken.

6. Angemessener Umgangston: Die Sprache sollte stets angepasst sein – weder zu förmlich noch zu leger, sondern der Situation und dem Gegenüber angemessen.

7. Vermeidung von Konflikten: Knigge empfahl, Konflikte zu deeskalieren und den Streit aus dem Weg zu gehen, um den sozialen Frieden zu wahren.

8. Taktgefühl und Diskretion: Es ist entscheidend, sensibel und mit Fingerspitzengefühl vorzugehen, besonders in heiklen Situationen. Vertrauliche Informationen sollten nie weitergegeben werden.

9. Höflicher Umgang mit Kritik: Kritik sollte sachlich und konstruktiv sein. Persönliche Angriffe oder abwertende Kommentare sind zu vermeiden.

10. Zeitgemäßes Verhalten: Knigge betonte, dass man sich den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen anpassen sollte, ohne jedoch seine eigene Integrität zu verlieren.

10 Wichtige Take-aways für den Umgang mit Menschen im digitalen und Social Media (geschäftlichem) Zeitalter

1. Digitale Etikette in E-Mails: Auch in der digitalen Kommunikation sollte Höflichkeit gewahrt werden. Begrüßung und Verabschiedung sind nicht altmodisch, sondern ein Zeichen von Respekt. Rechtschreibung und Satzzeichen nicht zu vergessen, zeigt Professionalität.

2. Ghosting vermeiden: Nicht auf Nachrichten oder E-Mails zu reagieren, ist im Geschäftsleben ein absolutes No-Go. Selbst eine kurze Antwort ist besser als Schweigen.

3. Social Media Verhalten: Alles, was man in sozialen Netzwerken postet oder kommentiert, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Daher sollte das berufliche Profil stets professionell und respektvoll gehalten werden.

4. Schnelle Reaktionszeiten: In der digitalen Geschäftswelt wird erwartet, dass man auf Anfragen innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens reagiert. Zu lange Reaktionszeiten können als Desinteresse oder mangelnde Professionalität interpretiert werden. 

5. Transparenz und Ehrlichkeit: Gerade im digitalen Zeitalter, wo Informationen schnell verbreitet werden, ist es wichtig, stets transparent und ehrlich zu kommunizieren. Falsche Aussagen kommen schneller ans Licht als früher.

6. Taktvolle Selbstvermarktung: LinkedIn und andere Plattformen ermöglichen es, sich selbst zu präsentieren. Dennoch sollte man darauf achten, nicht übermäßig zu prahlen. Authentizität ist der Schlüssel.

7. Vermeidung von Online-Streitigkeiten: Öffentlich geführte Auseinandersetzungen in Kommentaren oder auf Plattformen schaden dem eigenen Ruf. Kritik sollte, wenn nötig, privat und diskret erfolgen.

8. Nutzung von Emojis und Abkürzungen: Im Geschäftsumfeld sollte der Einsatz von Emojis und Abkürzungen wie „LOL“ oder „FYI“ sehr zurückhaltend erfolgen. Zu viel informeller Tonfall kann unprofessionell wirken.

9. Datenschutz und Vertraulichkeit: In einer Zeit, in der persönliche Daten wertvoll sind, muss man besonders im Geschäftsleben auf Datenschutz und den Umgang mit vertraulichen Informationen achten.

10. Digitale Meetings und Video Calls: In virtuellen Meetings sollte man sich genauso professionell verhalten wie in einem physischen. Dazu gehört eine angemessene Kleidung, eine gute Vorbereitung und die respektvolle Behandlung aller Teilnehmer (z.B. nicht nebenbei multitasken).

 

Diese Kombination aus klassischen Knigge-Regeln und modernen Standards der digitalen Geschäftswelt kann dazu beitragen, auch in Zeiten von Social Media und digitaler Kommunikation respektvolle und erfolgreiche Beziehungen im Geschäftsleben zu pflegen.

David A. Pieper

Skyland Family CEO
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