Schon der Begriff „Landbanking“ hat irgendwie etwas Erhabenes: Ich kaufe Land und behandle und veredele es mit dem Können und Stil eines Bankiers. Das geht mir durch den Kopf, wenn ich über diese besondere Anlageklasse nachdenke.
In der letzten Zeit habe ich mich viel mit dem kränkelnden Immobilienmarkt und dem boomenden Kapitalmarkt beschäftigt, und das Postulat der Diversifikation hat mich aufs Neue fasziniert. Der alte Spruch, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, war aus Sicht vieler Teilnehmer der Immobilienbranche in den letzten 2–3 Jahren ein wertvoller Hinweis, wenn er denn beachtet wurde.
Eine ganz andere, wie ich finde, smarte Strategie lässt sich aber als Family Office oder vermögender Investor mit dem Landbanking verfolgen. Das Problem bei der Diversifikation ist die häufig auftretende Korrelation. Ohne zu kryptisch zu werden, macht es vielleicht keinen Sinn, sich z. B. an einem Food-Delivery-Startup als VC oder FO zu beteiligen, ihnen meine Gewerberäume zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig in Uber oder JustEatTakeaway (Lieferando) zu investieren. Dann habe ich zwar diversifiziert, bin aber hochgradig korreliert und fahre sozusagen im sprichwörtlichen Aufzug mit hoch, aber auch mit runter.
Landbanking, wenn es gut ausgeführt wird, ist fast vollständig unkorreliert. Häufig gibt es, gerade jetzt in Krisen- oder Problemphasen, Grundstücke zu attraktiven Einstiegspreisen, teils in herausragenden Lagen. Das Underlying, also der Grund und Boden, hat dabei bereits einen hohen Wert, der unwiederbringlich von der Lage abhängt und beliehen werden kann – auch quer, wenn keine Einnahmen bestehen. Die Grundstücke, die häufig kaum, schlechtes oder kein Baurecht haben, können dann in aller Ruhe „veredelt“ und zur Baureife gebracht werden. Dies kann zwar zwei, drei, auch vier oder fünf Jahre dauern, ist aber, wenn man es als Alternative zum Geldparken in Anleihen, Geldmarktfonds oder Private Equity sieht, ähnlich rentabel und sehr sicher über die Zeit.
Ein Grundstück mit gutem Baurecht kann ähnliche Multiples wie Private Equity nach fünf Jahren erzielen, was rückblickend in einer Rendite von etwa 20 % p. a. resultieren kann – exzellent bei dem vergleichsweise niedrigen Risiko und den zahlreichen anderen Nutzungsoptionen. Denn natürlich kann ich es auch bebauen, vermieten, selber nutzen oder verkaufen.
Häufig lässt sich das Grundstück auch in der Zwischenzeit temporär vermieten, je nach Lage, Größe, Genehmigung oder Zuschnitt. Das kann alles sein, von der Großposterwerbung über den Wanderzirkus bis hin zur Kulturveranstaltung. Einen großen Nachteil gibt es allerdings: Es ist nicht fungibel, also schnell liquidier- und handelbar. Doch das trifft auch auf viele Anleihen, festverzinsliche Produkte und Private Equity zu.
Ich glaube, dass Land – übrigens mit Gold die älteste Anlageklasse der Welt – ein sehr lukrativer Wertspeicher und Wertbringer sein kann, der einen gut schlafen lässt und bei dem man mehr Opportunitäten als Risiken hat.
Eine, wie ich finde, stark unterschätzte Anlageklasse. Was denken Sie?