Ein oft verwendeter Begriff in diesem Zusammenhang ist der Wake-up Call. Doch Investoren, Family Offices und Wealth Manager sollten sich nicht nur gebannt auf die Nachrichten konzentrieren – denn dieser seismische Wandel vollzieht sich auch in allen Asset-Klassen.
Dabei stehen zwei zentrale Fragen im Fokus:
Wo ist mein Kapital aktuell sicher angelegt?
Kann man den USA als dem wichtigsten Kapitalmarkt der Welt noch vertrauen?
Ray Dalio, renommierter Hedgefonds-Manager und Gründer von Bridgewater, warnte kürzlich, dass die USA, sollten sie ihr Schuldenproblem nicht in den Griff bekommen, mit bislang unvorstellbaren wirtschaftlichen Problemen konfrontiert werden könnten. Dem könnte man mit Warren Buffetts berühmtem Zitat „Never bet against America“ entgegnen. Angesichts der wirtschaftlichen Stärke der USA scheint eine dramatische Finanzkrise unwahrscheinlich. Doch was sich verändert hat, sind die Spielregeln, nach denen wir seit Jahrzehnten agieren.
Gedankenexperiment:
Stellen wir uns vor, Friedrich Merz wird Bundeskanzler und reist zum Antrittsbesuch nach Washington. Er verhandelt mit dem Weißen Haus, man reicht sich vor laufenden Kameras die Hand und besiegelt einen Deal. Besteht die Möglichkeit, dass dieser Deal bereits während Merz’ Rückflug vom Weißen Haus wieder in Frage gestellt wird?
Es geht um Vertrauen. Ohne Vertrauen können weder Geschäfte im Kleinen noch auf globaler Ebene florieren. Dieses fehlende Vertrauen muss durch Risikoprämien kompensiert werden – einer der Gründe, warum kurzfristige US-Staatsanleihen derzeit so hohe Renditen abwerfen. Eine Risikoprämie ist das eine, ein möglicher Totalverlust etwas ganz anderes. Anleger müssen sich fragen, ob ihr Kapital durch politische oder wirtschaftliche Unsicherheiten gefährdet ist. Wenn der Zielstandort eine Autokratie oder ein instabiler Staat ist, ist dieser Markt kaum als generationsübergreifendes Anlageziel geeignet. In China und Russland etwa muss man realistischerweise immer mit einem Totalausfallrisiko rechnen.
Und genau diese Sorge schleicht sich gerade in den US-Anlagemarkt ein. Wird die neue Regierung möglicherweise ihre Macht und ihren Einfluss nutzen, um Maßnahmen durchzusetzen, die bisher undenkbar waren? Könnte Land in Florida enteignet oder konfisziert werden? Könnten Unternehmen zerstört und unter staatlicher Kontrolle neu aufgebaut werden? Wäre es denkbar, dass Familienmitglieder in Machtpositionen gehievt und politische Macht für private geschäftliche Interessen genutzt wird? Themen, die in den meisten Demokratien der vergangenen Jahrzehnte strafrechtlich verfolgt wurden, sind heute akzeptierte Wahrheiten und Tatsachen.
Dieser Artikel soll jedoch keine politische Meinungsäußerung sein. Darüber, was politisch richtig oder falsch ist, lässt sich trefflich streiten. Auch darüber, was „das Volk“ sich wünscht und was das Beste für die Menschen ist. Entscheidend für Anleger ist jedoch die Erkenntnis, dass manche alten Gewissheiten nicht mehr gelten. Hier einige zentrale Thesen:
Die USA sind unangefochtene Weltführungsmacht.
Die USA zählen zu den sichersten Anlagezielen der Welt.
Die USA können finanziell nicht abstürzen.
Die EU und Europa sind wirtschaftlich abgehängt und ein Eldorado für reiche Senioren.
Das Vereinigte Königreich wird nach dem Brexit näher an den USA sein als an Europa.
Die US-Börsen werden die europäischen und asiatischen Märkte immer outperformen.
Der S&P 500 oder Immobilien in den USA werden immer in zehn Jahren mehr wert sein.
Die Amerikaner stehen stets auf der „richtigen Seite der Geschichte“ – und es gibt klare Good & Bad Guys.
Frieden und Handel sind für die Weltwirtschaft und das globale BIP besser als hegemoniale Machtansprüche.
Historische Parallelen:
Interessant ist die Beobachtung, dass viele Weltreiche jeweils rund ein Jahrhundert lang dominiert haben – sei es das portugiesische Reich im 15. Jahrhundert, das spanische im 16. Jahrhundert, die Niederlande im 17. Jahrhundert oder das britische und französische Empire im 19. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die USA und die Sowjetunion die Vorherrschaft. Natürlich gab es immer andere starke Mächte, wie das Osmanische Reich, Preußen oder Österreich-Ungarn, aber in jeder Epoche dominierte eine führende Nation.
Aus Anlagesicht stellt sich daher die Frage: Bauen die USA ihre Macht weiter aus oder fallen sie in die zweite Liga zurück?
Aktuelle Kapitalströme:
In den letzten Wochen gab es bereits einen erheblichen Kapitalfluss aus den USA nach Europa und Asien. Das könnte ein temporäres Phänomen sein, das sich nach den ersten Monaten der Unsicherheit durch unkonventionelle Maßnahmen der Trump-Regierung wieder beruhigt. Oder aber wir erleben eine fundamentale Zeitenwende, die dazu zwingt, generationsübergreifende Anlageentscheidungen neu zu überdenken.
Gibt es unumstößliche Prinzipien, an denen man sich orientieren kann? Einige Leitlinien bleiben bestehen:
Diversifikation: Weltweit über verschiedene geografische Räume und Asset-Klassen streuen.
Immobilien & Land: In stabilen Wirtschaftsräumen schaffen sie verlässliche Cashflows, sind beleihbar und generationsübergreifend vererbbar.
Gold: In unsicheren Zeiten ist es ein stabiler Anker – die Exposure kann wieder reduziert werden, wenn die Zeiten ruhiger werden.
Expertenvorteile: Unsicherheit schafft Chancen für erfahrene Investoren, sei es durch Hedgefonds oder kompetente Asset-Manager.
Cash-Quote erhöhen: Um Sicherheit zu bewahren und Opportunitäten zu nutzen. Ein warnendes Beispiel: Berkshire Hathaway hält über 300 Milliarden Dollar in Cash.
Emittentenrisiken beachten: Unsicherheiten können als sicher geglaubte Institutionen erschüttern – sei es bei Krypto-Börsen, Banken, Versicherungen oder Finanzdienstleistern. Prüfen Sie, wer letztendlich für Ihre Anlagen bürgt.
Fazit
Chancen über Chancen! Die Welt verändert sich nicht nur politisch, sondern auch technologisch und gesellschaftlich. Neue Geschäftsmodelle entstehen in rasantem Tempo, alte verschwinden. Die heutige Welt ist geprägt von Unsicherheit – aber auch von Möglichkeiten. Die Mutigen und Wachsamen legen jetzt den Grundstein für eine prosperierende Zukunft.
Und vielleicht das Wichtigste in solchen Zeiten; tauschen Sie sich aus, lernen Sie voneinander, streuen Sie Risiken, investieren gemeinsam, bleiben Sie offen und hinterfragen geglaubte Dogmen und Wahrheiten.
Wir treffen uns in regelmäßig in der Community, dass nächste Mal am 22. Mai, wir würden uns über Ihre Meinung und Teilnahme freuen, kommen Sie gerne auf uns zu.