Zwischen den Feiertagen, wenn der Alltag eine Pause einlegt, bleibt Zeit, über solche Gedanken nachzudenken. Auch wir waren unterwegs – in Schlesien und Böhmen, den heutigen Regionen Polens und der Tschechischen Republik. Während wir durch die beeindruckende Landschaft fuhren, drängte sich mir ein Gedanke auf: Diese Regionen hatten einmal bessere Zeiten. Ihr ehemaliger Glanz und ihre Bedeutung waren in jeder Kurve der Straße spürbar. Doch mein Kopf schweifte weiter – was bedeutet diese möglicherweise exponentielle Zeitenwende für Europa, für diese Regionen, und für Deutschland?
Wird der Kuchen neu verteilt?
Macht, Wohlstand, Innovation, Bildung, Handel und Fleiß sind die Grundzutaten für Erfolg. Ergänzt man dies um Rohstoffe und – in unserer Zeit – die landschaftliche Schönheit eines Landes, die durch den Tourismus an Wert gewinnt, hat man die Bestandteile eines hypothetischen „Erfolgskuchens“. Doch die entscheidende Frage lautet: Wer wird der Meisterbäcker der kommenden Jahrzehnte – oder gar dieses Jahrhunderts?
Auf dem Weg nach Karlovy Vary verfinsterte sich mein Blick bei diesen Gedanken.
Die großen Brötchen der Zukunft werden wohl in den folgenden Bereichen gebacken:
• Künstliche Intelligenz (AI)
• Datenwirtschaft und digitale Infrastruktur
• Militärische Macht und Verteidigungstechnologien
• Plattformökonomien
• Robotik und Automatisierung
• Quantencomputing
• Forschung und Entwicklung
• Klimaschutz und grüne Technologien
• Bildung und Talentförderung
• Raumfahrt und Weltraumwirtschaft
• Biotechnologie und Genomforschung
• Cybersecurity und digitale Souveränität
• Energieversorgung und Ressourcenunabhängigkeit
• Maritime und Handelsdominanz
• Geopolitische Allianzen und Softpower
• Medien- und Meinungsführerschaft
• Demografie und gesellschaftlicher Zusammenhalt
Die Sorgen wachsen.
Europa verfügt über eine starke Basis, teilweise sogar weltweit führend. Aber vor allem die USA und China preschen mit einem Tempo voran, das es uns schwer macht, aufzuholen. Andere Länder – wie Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Südkorea oder Israel – rücken ebenfalls vor und möchten die Zukunft aktiv mitgestalten.
Es gibt viele Analysen und Texte zu diesem Thema. Doch statt einem optimistischen „Tschakka, wir schaffen das“ zu verfallen, plädiere ich für eine brutal ehrliche Bestandsaufnahme. Darauf müssen klare Ziele und vor allem eine konsequente Umsetzungsagenda folgen – ohne in Ablenkungen abzudriften, die uns eher behindern als voranbringen.
Für Investoren, Family Offices und Familienunternehmen bedeutet das:
Wir müssen die Zeichen der Zeit erkennen, interpretieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Als deutsche und europäische Gemeinschaft müssen wir dringend zusammenarbeiten und einen Plan für die nächsten 5, 10 und 15 Jahre umsetzen. Andernfalls laufen wir Gefahr, in Zukunft nur noch Konsumenten zu sein, während andere die Regeln bestimmen – und wir in der Schlange stehen.
In meiner nächsten Kolumne werde ich konkrete Vorschläge machen, wie Europa wieder zum Meisterbäcker werden kann. Was denken Sie – wer wird das Rezept der Zukunft bestimmen?